Bei Studien-Begleitkurs vertiefen Teilnehmer ihr Wissen

Liturgie als Dialoggeschehen

AUGSBURG – Im Beruf stehen  und trotzdem nochmal studieren: Für viele ist das ein Traum, der sich durch ein Fernstudium verwirklichen lässt. Das Deutsche Liturgische Institut in Trier bietet einen Fernkurs an, in dem man anhand von zwölf Lehrbriefen und einem Praktikumsprogramm ein umfassendes Wissen zu Gottesdienst und Liturgie erwerben kann. Veronika Ruf leitet den Studien-Begleitkurs im Bistum Augsburg.

Frau Ruf, für wen ist Liturgie im Fernkurs gedacht?

Der Kurs richtet sich an alle, die sich für den katholischen Got­tes­dienst interessieren oder daran mitwirken. Viele Teilnehmer im Begleitkurs sind ehrenamtlich als Lektoren, Kommunionhelfer, Gottes­dienstbeauftragte, im Team für Familiengottesdienste, im Pfarrgemeinderat oder im Liturgieausschuss tätig. Auch hauptamtliche Mitarbeiter wie Mesner, Organisten, Pfarr­sekretärinnen oder Verwaltungsleiter profitieren von dem Kurs. 

So kommen im Begleitkurs Menschen aus verschiedenen beruflichen Hintergründen zusammen. Da sitzt der Goldschmied neben dem Flugbegleiter und die Augenoptikerin neben der Betriebswirtin. Am laufenden Kurs nimmt auch eine evangelische Christin teil, die mehr über die Grundlagen der Liturgie und die katholischen Feiern wissen will. Alle eint, dass sie ihr Wissen über Liturgie und Glaube vertiefen wollen. 

Wie hilft die Beschäftigung mit der Liturgie für den eigenen Glauben?

Eine Teilnehmerin aus dem letzten Kurs schrieb als Rückmeldung: „Ich verstehe jetzt erst meinen Glauben richtig und habe maximal profitiert für meine Argumente, warum ich in der katholischen Kirche bin. Ich habe jetzt erst richtig den Wert unserer Sakramente erfahren.“

Bei dieser Aussage fällt mir der alte Grundsatz ein: „Wie wir beten, so glauben wir“, im Lateinischen: Lex orandi, lex credendi. Das heißt, in der Liturgie drückt sich unser Glaube aus und wird gefeiert. In der Taufe zum Beispiel bekennen wir explizit unseren Glauben und erbitten ihn für den Täufling. 

Was ist das nicht für eine schöne Zusage an Eltern und Paten, wenn der Priester oder Diakon spricht: „Gott liebt ihr Kind und schenkt ihm durch den Heiligen Geist im Wasser der Taufe das neue Leben.“ Im Sakrament wird der Täufling zum Kind Gottes und bekommt das ewige Leben bei ihm geschenkt. Das ist der Kern der Tauffeier.

Es geht also auch um die Texte in den liturgischen Büchern, die ja sonst außer dem Zelebranten allenfalls in der Sakristei noch der Mesner in der Hand hat?

Ja, und die Lektoren, wenn sie die Lesungen aus dem Lektionar vortragen. Im Begleitkurs wirft man einmal einen Blick in alle liturgischen Bücher. Wer hat schon Gelegenheit, in ein Pontifikale – das liturgische Buch des Bischofs – zu schauen?

Welche Voraussetzungen gibt es für den Kurs?

Man sollte gerne lesen, mitdenken, zuhören und sich einbringen. Es gibt zwölf Lehrbriefe von 60 bis 100 Seiten, die zuhause durchgearbeitet werden. Dann treffen wir uns etwa alle sechs Wochen, um Inhalte zu besprechen und zu vertiefen und uns darüber auszutauschen. Wenn jemand einen Lehrbrief bis zum Treffen noch nicht ganz gelesen hat, ist das auch kein Beinbruch. Jeder profitiert von den Treffen, so viel er mag.

Welche Themen werden behandelt?

Es geht los mit einem Überblick über das Kirchenjahr. Dann beschäftigen wir uns mit den Grundlagen, also wie ein Gottesdienst aufgebaut ist, welche Rolle die einzelnen Teile spielen und so weiter. Es ist immer ein Dialoggeschehen zwischen Gott und Mensch, keine Einbahnstraße.

Die liturgischen Dienste vom Ministranten bis zum Bischof werden erklärt. In drei Lehrbriefen gehen wir den sieben Sakramenten und den Sakramentalien auf den Grund. Dazu kommen die Tagzeitenliturgie und andere Gottesdienstformen. Abschließend wird die Rolle von Gesang und Musik im Gottesdienst sowie des Kirchenraums und seiner Ausstattung beleuchtet. Es ist also ein „Rundumschlag“ zu all dem, was die Liturgie zu bieten hat.

Muss man eine Prüfung machen?

Der Abschluss des Kurses ist mit Teilnahmezertifikat oder mit Prüfung und Zeugnis möglich. Die Prüfung ist für viele eine Herausforderung. Sie stärkt die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein. Dadurch, dass man das Gelernte auch im Gespräch mit anderen wiedergeben kann, hat man nochmal einen ganz anderen Stand gewonnen. Aber, wie gesagt, die Prüfung muss nicht sein. Wer den Begleitkurs und das Praktikumsprogramm macht, bekommt ein Zertifikat.

Was fasziniert Sie selbst an dem Kurs?

Mich faszinieren die Menschen, die den Kurs machen. Wenn man ehrlich ist: Man hat mit dem Kurs nichts in der Hand. Er qualifiziert für keinen kirchlichen Beruf, nicht mal für ein Ehrenamt. Das, was die Leute werden wollten, sind sie in der Regel schon: Lektoren, Kommunionhelfer, Gottesdienstbeauftragte. Aber gerade deshalb sind sie mit Feuereifer dabei. 

Beim letzten Kurs waren von 22 Teilnehmern mehr als die Hälfte zwölf- bis 14-mal bei den Treffen anwesend. Zehnmal hätte für den Abschluss des Kurses ausgereicht.Dieses Engagement, diese Freude beim Lernen und Austausch, die Gemeinschaft, das motiviert mich immer aufs Neue, wieder einen Begleitkurs anzubieten.

Informationen

unter www.bistum-augsburg.de/­Liturgie-Fernkurs. Termine ab 12. April freitags, 15.15 bis 17.45 Uhr. Abschlusswochenende am 14.–16. November 2025. Kursort: Haus Sankt Ulrich, Kappelberg 1, Augsburg. Bei ausreichender Teilnehmerzahl findet der Kurs auch im Allgäu statt. Kurs­kosten: 240 Euro. Lehrmaterialien, Gebühren für Studienwochenende und Prüfung enthalten. Anmeldung bis 1. März bei Veronika Ruf, Fronhof 4, 86152 Augsburg, E-Mail: veronika.ruf@bistum-augsburg.de, Telefon: 08 21/31 66-61 12.

10.02.2024 - Bistum Augsburg